Der Riss des vorderen Kreuzbandes des Knies bei Hunden ist eine der häufigsten Ursachen für plötzliche Lahmheit der Hinterhand. Davon sind zunehmend nicht nur alte und (zu)schwere Hunde, sondern auch schon jüngere Tiere auch kleinerer Rassen betroffen. Ursache dieses Kreuzbandrisses ist nicht so vordergründig ein Trauma (Unfall, plötzliche Überlastung), sondern vielmehr eine chronische Arthrose (degenerative Gelenkerkrankung), bei der es zu einer chronisch-degenerativer Entzündung des gesamten Kniegelenkes einschl. Knorpel und Bänder kommen kann. Der Bandapparat wird dabei langsam abgebaut (dünner) und reist dann bei einer eigentlich geringgradigen Belastung plötzlich durch.
Die Funktion des vorderen Kreuzbandes besteht in der Hinderung des nach vorn Gleitens des Unterschenkels (Schienenbeines) gegenüber dem Oberschenkel (Femur). Diese Funktion soll und muss die Operation wieder herstellen.
Diagnostiziert wird der Kreuzbandriss durch eine spezielle klinische Untersuchung. Auffallend ist ein entlastendes Weggrätschen des Knies in Sitzhaltung des Hundes. Bei der Palpation fällt eine Schwellung des Kniegelenkes auf. Der sogenannte Schubladentest, beim dem der Unterschenkel bei mit der Hand stabilisierten Oberschenke vor und zurück gedrückt wird, sollte nur in Kurznarkose durchgeführt werden: Erstens sind damit dem Hund alle Schmerzen, die der Test auslöst, genommen und zum Zweiten ist die Diagnose besonders bei großen Hunden nur sicher zu stellen, wenn eine Erschlaffung der Muskulatur eingetreten ist. Ein positiver Test ist beweisend und kann durch einen positiven Tibia-Kompressionstest ergänzt werden.
Eine Röntgenuntersuchung dient nicht der Sicherung der Diagnose, sondern gibt Aufschluss über die Stärke und das Fortschreiten der Kniegelenksarthrose.
Grundsätzlich lassen sich die über 300 bekannten OP-Methoden in zwei Gruppen einteilen:
• Methoden, die das Kreuzband ersetzen (Bandersatz im Gelenk oder Stabilisierung um das Gelenk herum)
• Methoden, die die Biomechanik des Kniegelenkes ändern und damit zu einer funktionellen Stabilisierung des Gelenkes führen, ohne dass ein Bandersatz erfolgt.
Keine der vielen Methoden ist wirklich komplett sicher und den anderen Methoden überlegen. Wenn das so wäre, würde auch nur noch die „beste“ OP-Methode eingesetzt.
Wir bevorzugen aufgrund folgender Vorteile die Bandersatztechnik „intrakapsuläre Raffung nach Meusteege“.
– relativ einfache Durchführung ohne Knochendurchtrennung;
– kurze OP-Dauer,
– sehr gute Langzeitergebnisse,
– niedrige Kosten,
Diese seit vielen Jahren durchgeführte und auch von der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin unter Prof. Dr. Leo Brunnberg favorisierte Technik erlaubt eine gute Heilung innerhalb von ca. 3 bis 4 Monaten.
Bei größeren Hunden (> 30 kg) kombinieren wir diese OP-Methode seit einem Jahr mit einer extrakapsulären Stabilisierung mittels „TightRope“. Eine spezielle Fadenkombination wird dabei über 2 Bohrlöcher (durch Femur und Tibia) so um das Kniegelenk gezogen, dass diese Fadenkombination auch in der Bewegung das nach-vorn-Gleiten des Unterschenkels wirksam verhindert und dadurch zu einer zusätzlichen Stabilisierung des Gelenks neben der „Kapselraffung nach Meusteege“ führt.
Leipzig, 7. Mai 2012
Dr. Volker Jähnig