Staupe bei Welpen unserer Praxis durch LUA nachgewiesen
Erstmals seit ca. 20 Jahren werden in Leipzig wieder Staupefälle bei Hunden nachgewiesen.
Bei einem Wurf Hunde waren mehrere Welpen unspezifisch erkrankt: Durchfall, Augenentzündung, Schnupfen bei geringgradigem Fieber wurden behandelt. Ein Welpe wurde unter Parvoviroseverdacht in einer Leipziger Praxis eingeschläfert. Der Test auf Parvoinfektion verlief allerdings negativ. Erst durch das Auftreten zentralnervöser Symptome (Ticks) bei sonstiger weitgehender Gesundheit haben wir eine Staupeätiologie ins Auge gefasst. Konjuktivalabstriche waren bei den schon geimpften Tieren aber in der PCR nicht eindeutig. Nach dem Zahnwechsel traten bei 3 inzwischen im Tierheim weiter behandelten Welpen Zeichen von Schmelzhypoplasien an allen Zähnen auf – ein deutlicher Hinweis auf ein sogenanntes „Staupegebiss“. Ein weiterer Welpe musste leider mit zunehmenden zentralnervösen Störungen eingeschläfert werden und wurde durch das Veterinärpathologische Institut der Universität Leipzig (Prof.Dr. Schoon) untersucht. Die in der Landesuntersuchungsanstalt für das Veterinärwesen durchgeführte PCR ( – ein Virusnachweis) dieses Welpen war am 13.11.13 eindeutig positiv für Staupe.
Der Infektionsweg der Welpen ist weitgehend unklar. Auch der Impfstatus der Mutterhündin ist nicht bekannt, da die Hündin uns bis heute nicht vorgestellt wurde. Neben der Übertragung durch Hunde kommt natürlich auch eine Einschleppung durch die hohe Zahl im Stadtgebiet lebender Wildtiere in Frage (Füchse, Mader, Waschbären etc.) Die für ungeschützte Hunde in jedem Alter potentiell tödliche Erkrankung kann nur durch einen sorgfältigen Impfschutz der Tiere verhindert werden.
Impfung von Wohnungskatzen
„Harmlos ist beim Katzenschnupfen nur der Name!“
Warum?
Bei Katzenseuche und Katzenschnupfen handelt es sich um Erkrankungen, die tödlich enden können. Die Impfung Ihrer Katze ist der einzige sichere Schutz dagegen.
Die Erreger (Viren) werden insbesondere durch Menschen, also durch sie selbst, in die Wohnung eingeschleppt und auf die Katze übertragen werden. Das kann über Schuhe, Kleidung und Gegenstände erfolgen. Eine weitere Möglichkeit der Ansteckung ist ein Kontakt mit anderen Katzen, z.B. in Katzenpensionen oder bei Urlaubsaufenthalten der Tiere in fremden Haushalten.
Impfmöglichkeiten Katze
Tollwut
- bei Ausbruch tödlich verlaufende Viruserkrankung in Deutschland und Westeuropa nahezu ausgerottet
Infektiöse Panleukopenie – Parvovirusinfektion der Katze – Katzenseuche
- hochansteckende gefährliche Viruserkrankung, für Welpen nund Jungkatzen häufig tödlich verlaufend, akuter Verlauf mit hohem Fieber, Erbrechen, Durchfall
Infektiöse Rhinotracheitis – Katzenschnupfen
- Rhinotraeitis-Virus, Calici-Virus sowie bakterielle Sekundärerreger führen zu einer schweren Entzündung der Atemwege, die für Jungtiere tödlich enden kann, zumindest aber zu schweren chronischen Veränderungen an Augen, Nase, Schleimhäuten etc. führt
Feline Leukose
- virusinduzierte Blutkrebserkrankung der Katze
- übertragen durch Blut und Körperflüssigkeiten (Katzenkämpfe, Paarung etc.),
- tödlich oder langwierig chronisch verlaufend
Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) – ansteckende Bauchwassersucht der Katze
- bei Ausbruch absolut tödlich verlaufende Coronavirusinfektion, wobei eigentlich ungefährliche Durchfallerreger in der Katze zu hochvirulenten Erregern mutieren und zu einer schweren Entzündung von Bauch- und Brustschleimhäuten führen.
Impfplan (Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!)
Katze ausschliesslich in Wohnung Katze mit Freilauf
8./9. Woche RCP RCP
12./13. Woche RCP RCP – T – Leukose
16./17 Woche – RCP – T – Leukose
15 Monate RCP RCP – T – Leukose
2. Lebensjahr RC RC – Leukose
Impfmöglichkeiten Hund
Tollwut
- Lyssa, Rabies
- ausnahmslos tödlich verlaufende Erkrankung des Gehirnes
Staupe
- Paramyxovirus-Infektion (Masern-verwandt)
- hochansteckend für Hund, Fuchs, Frettchen, Nerz u.a.)
- besonders gefährlich für Jungtiere, geschwächte und alte Tiere
Hepatitis
- Hcc (Hepatitis contagiosa canis), Adenovirus
- übertragbare Leberentzündung des Hundes
- staupeähnliche Symptome
Leptospirose
- Infektion mit Leptospiren führt zu schwerer Erkrankung der Nieren (und Leber)
Parvovirose
- ansteckende Magen-Darm-Infektion
- bei Welpen häufig tödlich
Zwingerhusten
- Atemwegserkrankung
- besonders in Zuchten, Tierheimen und Ausstellungen verbreitet
- durch verschiedene bakterielle (Bordetella bronchiseptica) und virale (Adeno-, Parainfluencaviren) Erreger verursacht
Borelliose
- Infektion durch Borellien (Bakterien), die von der Zeckenart Holzbock (Ixodes rhicinus) übertragen werden
- führen zu Haut- und Gelenkerkrankungen
- Impfstoff für Hund (nicht für Mensch!)
Infektiöses Welpensterben
- Herpesvirusinfektion der Mutter, die zu Aborten und Welpensterben führt
- Impfung vor und während der Trächtigkeit
Tetanus
- Infektion von Clostridium tetani führt in tiefen, vereiterten oder abgeschlossenen Wunden zur Toxinbildung
- Toxine verursachen lebensgefährliche Krämpfe, v. a. bei Mensch und Pferd
- Hunde und Katzen mit großer natürlicher Resistenz – Krankheit selten!
Impfplan (Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!)
8./ 9. Woche SHPL SHPPiL
12./13. Woche SHPLT SHPPiLT
15./16. Woche SHPLT SHPPiLT
15 Monate SHPLT SHPPiLT
2. Lebensjahr L SHPPiL
3. Lebensjahr SHPLT SHPPiLT
Impfdurchbrüche – Ursachen und Wirkungen
- 4 bis 5 % aller Tiere reagieren auf Impfungen nicht mit Antikörper-Bildung.
- Impfstatus von 2/3 aller Tiere ist ausreichend, epidemiologische Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern, da Infektion immer wieder auf geimpftes und damit abwehrbereites Tier trifft.
- zu zeitiges Impfen: bei Jungtieren kein erfolgreicher Impfschutz durch vorhandene maternale Antikörper (AK) und die individuelle Unfähigkeit junger Tiere unter 7 – 10 Wochen, auf Impfungen mit AK-Bildung zu reagieren
- geschwächte, nicht oder unvollständig entwurmte Tiere bilden keine Immunität aus
- kranke oder rekonvaleszente Tiere: Immunsystem überlastet
- stark gestresste Tiere (Besitzerwechsel, Futterwechsel, Umgebungswechsel, Klimawechsel (Wohnung -> Tierheim!), Spielkameradenwechsel etc.) reagieren nicht oder nur unvollständig auf Impfung
- schon mit dem zu impfenden Virus infizierte Tiere (in Inkubationszeit) bilden vor Krankheitsausbruch keine genügende Immunität aus
- gleichzeitige Infektion von Tieren mit verschiedenen Erregern (verschiedenen Bakterien, Viren und Pilzen) bei Neueinstellung in Tierheim überlasten Abwehrsystem
Folge: Trotz Impfung erkranken und sterben Tiere!
Faktoren, die den Impferfolg verhindern und Impfdurchbrüche induzieren
– Impfung unter 8 Wochen ohne Effekt:
- 1. Mütterliche Antikörper puffern Impfantigene ab!
- 2. Individuelle Unfähigkeit junger Tiere, auf Impfungen mit Antikörperbildung zu reagieren – diese bildet sich zwischen 6. und 9. Lebenswoche aus, d.h.:
Je später geimpft wird, desto sicherer der Impferfolg!
– geschwächte, nicht oder unvollständig entwurmte Tiere bilden keine Immunität aus
– bei kranken oder rekonvaleszenten Katzen ist das Immunsystem sowieso überlastet, daher nur schwache Antikörperbildung
– stark gestresste Tiere reagieren nicht oder nur unvollständig auf Impfung (Besitzerwechsel, Futterwechsel, Umgebungswechsel, Klimawechsel, Spielkameradenwechsel)
– schon infizierte, aber noch klinisch gesunde Katzen (in Inkubationszeit) bilden vor Ausbruch der Krankheit keine ausreichende Immunität!
– infizierte, aber nicht erkrankte Tiere können sog. „Dauerausscheider“ werden – diese Katzen bilden trotz Impfung keine Immunität, stecken aber andere Katzen an
– gleichzeitige Infektion der Katzen mit verschiedenen Erregern ( Bakterien, Viren, Pilzen) bei Aufnahme im Tierheim überlasten Abwehrsystem
Folge: Auftreten der Katzenseuche und/oder des Infektiösen Katzenschnupfens trotz erfolgter Impfung!
Schlussfolgerung:
Alle oben genannten Faktoren gefährden insbesondere die Gesundheit junger ungeimpfter Katzen unter 10 Wochen!
Jungkatzen unter 10 Wochen gehören nicht in ein Tierheim!
Dr. Volker Jähnig