Schlange wegen Nahrungsverweigerung zur Diagnostik in der Praxis
Heute besuchte uns eine weibliche Madagaskarboa in der Praxis. Diese Schlangenart steht unter Naturschutz (Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens) und gilt somit als stark gefährdet. Man unterscheidet die Nördliche und die Südliche Madagaskarboa, welche dämmerungs- und nachtaktiv sind und sich tagsüber in Laubhaufen oder Höhlen verstecken. Sie benötigen tagsüber eine Temperatur von 28-32°C und eine Luftfeuchte von mindestens 70%.
Unsere heutige Patientin wurde uns vorgestellt, weil sie seit einigen Monaten jegliche Narhung verweigert. Da bei der eingehenden klinischen Untersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt werden konnten, erfolgten weitere diagnostische Schritte. Die Madagskarboa wurde geröntgt und neben gasgefüllten Darmschlingen ließen sich Reste des letzten Futtertieres darstellen. Die aus der Schwanzvene gewonnene Blutprobe ergab keine Veränderungen der Leber- und Nierenwerte, so dass eine organische Ursache für die vorhandene Anorexie in den Hintergrund rückte.
Die zusätzlich durchgeführte Ultraschalluntersuchung zur Darstellung des Herzens, der Verdauungs- und Geschlechtsorgane zeigten eine Kotanschoppung im Enddarm und bestätigen damit das röntgenologische Bild. Viel interessanter war allerdings die Darstellung des Ovars mit Funktionskörpern und angebildeten Eiern im Legedarm. Es handelt sich dabei aber um physiologisch angebildete Eier, die noch keinen Grund zur Besorgnis sind. Jedoch sollte der Verlauf der Eientwicklung regelmäßig kontrolliert werden.
Zum Ausschluss von Parasiten im Darm wurde eine Kloakenspülprobe durchgeführt und untersucht. Die Schlange erhielt aufgrund der sichtbaren Futtertierreste einen Einlauf und wurde infundiert.
Am Ende der Untersuchung wurde noch eine Tupferprobe aus dem Rachen der Madagaskarboa entnommen, die auf sogenannte Arenaviren untersucht werden soll, welche verantwortlich sind für die sogenannte Inclusion body disease, kurz IBD oder besser bekannt unter „Schlangenaids“, bei Boiden und Pythen. Bei der Einschlusskörperchen-Erkrankung kommt es zu einer Suppremierung des Immunsystems, die häufig mit Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, der Lungen und des zentralen Nervensystems einhergehen und immer tödlich endet.