Live-Webinar zur Züchtertagung der Deutschen Züchtergemeinschaft Rhodesian Ridgeback (DZRR)
Am 15. März 2023 hat unser Senior-Chef Dr. Volker Jähnig einen Online-Vortrag auf der Züchtertagung des DZRR gehalten. Bei der Weiterbildung für alle Züchterinnen und Züchter der Rasse Rhodesian Ridgeback ging es in der ersten Stunde insbesondere um die Frage des Hodenhochstandes (Kryptorchismus) und seiner Behandlungsmöglichkeiten durch Hormontherapie und chirurgische Hodenverlagerung sowie Orchidopexie (spannungsfreies Annähen des Hodens im Hodensack). Dabei kamen aus dem Online-Publikum von weit über 100 Zuhörern viele Fragen zur OP-Methode, dem günstigsten Zeitpunkt, Wirkung und Nebenwirkungen, aber auch Risiken der Operation.
Im 2. Teil des Abend stellte Dr. Jähnig den aktuellen Stand der Diskussion um die Frage der Kastration der Hündin vor. Hier gibt es ja ein Für und Wider, das für den einzelnen Hund aufgelöst werden muss. Für die Züchterinnen und Züchter von besonderem Interesse waren die Ausführungen und OP-Fotos zur Behandlung der Pyometra (Gebärmuttervereiterung), die bei der älteren Hündin eine lebensgefährliche Erkrankung darstellt. Andererseits gibt es bei ansonsten gesunden Zuchthündinnen auch die Möglichkeit, bestimmte Formen der Pyometra unter Umständen erfolgreich zu behandeln. Der Abend endetet erst nach über 2 Stunden intensiven Vortrags und Diskussion.
Aufklärung Hodenverlagerung (Orchidopexie)
Tagesklinik für Kleintiere Schönefeld:
Dr. Volker Jähnig – Tierarzt Patrick Jähnig 04347 Leipzig – Waldbaurstraße 2 b
Meine Fragen zur Hodenverlagerung bei Jungrüden
Sie haben einen Welpen, dem ein oder beide Hoden fehlen? Der Hoden ist in der Leiste? Der Hoden ist auch in der Leiste nicht fühlbar? Der Haustierarzt sagt „Noch Abwarten“? Der Rüde ist schon 7 Monate? Ich wohne aber 600 km von Leipzig entfernt? Wann muss operiert werden? Wie erfolgt die OP? Wann muss ich zur Nachbehandlung? Welche Risiken gehe ich ein? Muss mein Rüde sterilisiert werden? Darf ich den Rüden ausstellen und zur Zucht verwenden?
Wir operieren seit über 15 Jahren erfolgreich kryptorchide (=versteckte, nicht abgestiegene) Hoden in den Hodensack und möchten Ihre Fragen im Vorfeld beantworten.
Definition Kryptorchismus
Kryptorchismus (unvollständiger Hodenabstieg in den Hodensack) tritt ein- oder beidseitig auf. Dabei bleiben Hoden im Abdomen liegen (abdominaler Kryptorchismus) oder steigen bis in die Leiste (inguinaler Kryptorchismus). Der Hodenabstieg ist im Alter von 8 Wochen abgeschlossen. Spätere Abstiege kommen vereinzelt vor, sind aber die Ausnahme. Kryptorchismus kommt in den Hunderassen unterschiedlich häufig vor (häufiger z.B. bei Boxern), kann aber auch in ansonsten „sauberen“ Zuchtlinien vereinzelt auftreten. Die Vererbung verläuft über die Hündin.
Warum keine Kastration?
Obwohl derzeit noch häufig durchgeführt, ist die Kastration von Rüden mit mehreren Nachteilen behaftet:
- Fehlende Testosteron-Produktion für die Ausbildung von Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken – dadurch bedingt frühzeitiger Kreuzbandriss bei frühkastrierten Rüden.
- Testosteron beeinflusst das Gehirn positiv zur Entwicklung eines selbstsicheren, aktiven Rüden.
- Eine Reihe von Krankheiten wird inzwischen mit der Kastration in Zusammenhang gebracht, wobei z.T. wissenschaftliche Evidenz fehlt.
- Ein Rüde wird bei der heutigen Familienhaltung nicht einfach so zur Zucht genutzt bzw. kann bei ordentlicher Haltung auch keine Hündin ungeplant decken – deshalb ist eine Kastration eines kryptorchiden Rüden nicht notwendig.
- Ein inguinaler Kryptorchismus (Hoden in der Leiste fühlbar) muss überhaupt nicht operiert werden, da der Hoden ja permanent kontrollierbar bleibt und bei einer tumorösen Entartung jederzeit entfernt werden kann.
- Bei abdominalen Kryptorchismus (Hoden im Bauch) sollte der Hoden allerdings mit 12 – 15 Monaten entfernt werden, der gesunde Hoden kann verbleiben.
Benötige ich vorher eine Ultraschall-Untersuchung?
Nein, das ist nicht erforderlich. Wir untersuchen Ihren Rüden in der Einschlafphase zur OP gründlich in Ihrem Beisein.
Der Hoden ist in der Leiste?
Dann ist die OP einfacher und preiswerter, da der Hoden nicht so weit vom Hodensack entfernt ist. Gleichzeitig muss nicht durch die Bauchmuskulatur operiert werden.
Der Hoden ist auch in der Leiste nicht fühlbar?
Dann ist der Hoden mit hoher Sicherheit im Bauch oder in seltenen Fällen auch direkt im Leistenspalt der Bauchmuskulatur und muss über einen Bauchschnitt dargestellt werden.
Diese OP ist aufwändiger und damit teurer.
Beide Hoden sind nicht fühlbar?
Dann sind diese in der Leiste oder im Bauch. Nachteilig ist in diesem Fall, dass der Hodensack meist kaum ausgebildet ist und durch uns ein Skrotum („Sack“) chirurgisch geschaffen werden muss. Auch diese OP ist erfolgreich möglich.
Bester OP-Zeitpunkt
Kleinkinder werden schon im ersten oder zweiten Lebensjahr operiert.
Hunde altern sehr schnell – verglichen mit dem Menschen erreichen Sie nach neuen Forschungsergebnissen im DNA Vergleich nach 12 Monaten schon ein vergleichbares Menschenalter von 31 Jahren. Die neue Formel lautet:
Menschenalter = 16ln (Hundealter) + 31
(Ein einjähriger Labrador wäre demnach in Menschenjahren gerechnet schon 31 Jahre alt, ein zweijähriger 42. Und während ein achtjähriger Hund rund 64 Menschenjahre auf dem Buckel hätte, wären es bei einem 16-jährigen Tier nur elf Menschenjahre mehr = 75.)
Aus der schnellen Entwicklung des Welpen ergibt sich eine geringe Zeitspanne zur OP. Mit jedem Monat wird der Junghund 2 Menschenjahre älter, der Körper größer, das Bindegewebe straffer… Wir operieren erfolgreich im Alter von 4 – 5 Monaten.
Können Sie auch jüngere oder ältere Rüden operieren?
Jüngere Tiere wachsen hinterher noch stark und die Gefahr der Verkürzung des Samenstranges tritt auf (Hoden wird wieder in Richtung Leiste gezogen). Ältere Rüden sind größer – damit ist der Abstand von Hoden zum Hodensack deutlich vergrößert, gleichzeitig ist die Bauchdecke mit dem Leistenspalt verwachsen und kann nach der OP die Blutversorgung des Samenstranges beeinträchtigen. Das kann im Nachgang zum Verkleinern oder Absterben des operierten Hodens führen.
Wir operieren auch ältere Jungrüden erfolgreich, das Risiko des Absterbens des Hodens ist allerdings höher.
Ich wohne aber 600 km von Leipzig entfernt?
Dann kommen Sie bitte einen Tag vorher nach Leipzig, schauen sich unsere wunderschöne Innenstadt an und übernachten eine Nacht in Leipzig oder der Umgebung.
Wie erfolgt die OP?
Sie bekommen über unsere Anmeldung (0341 2300800) einen Termin für 8 Uhr. Der Hund wird nach dem Wiegen
klinisch für die Narkose untersucht und bekommt eine Beruhigung. Sie bleiben bei ihm.
Wenn der quirlige Jungrüde schläft, werden wir Hodensack und Leiste nach den Hoden untersuchen. Sollte dort kein Hoden fühlbar sein, liegt er oder beide im Abdomen (Bauchraum). Nach kurzer Erklärung der OP wird Ihr Hund von unseren Tiermedizinische Fachangestellten zur Intubation in die OP-Vorbereitung gebracht – wir operieren grundsätzlich mit Inhalationsanästhesie (Isofluran/Sauerstoff).
Gegen 11 Uhr können Sie Ihren munteren und operierten Hund wieder mit nach Hause nehmen.
Was muss ich nach der OP beachten?
Sie erhalten zur Herausgabe Ihres Hundes nach der OP einen Flyer mit allen Hinweisen für die Heilungsphase. Dieser ist auch auf unserer Webseite zum Herunterladen erreichbar (www.tierpraxis-leipzig.de/wissenwertes/flyer/). Gleichzeitig sollte der Rüde einen Body tragen, der auch das Geschlecht bedeckt, um ein Lecken an den OP-Nähten wirksam zu verhindern.
Sie bekommen für eine Woche ein Antibiotikum gegen eine Infektion und ein Entzündungshemmer/Schmerzmittel in Tablettenform mit.
Ihr Haustierarzt kann uns bei Problemen und Fragen jederzeit anrufen.
Welche Risiken hat mein Rüde durch die OP?
Der Hund sollte klinisch gesund sein. Bitte informieren Sie und über alle Erkrankungen der letzten 4 Wochen und die gegebenen Medikamente. Das Narkoserisiko ist bei Junghunden und Inhalationsnarkose mit Monitorüberwachung äußert gering und kein Grund, nicht zu operieren.
Allgemeine OP-Risiken sind Blutungen und Infektionen. Beides sehen wir in der Vielzahl der Fälle äußert selten. Gegen die Infektion gibt es eine antibiotische Behandlung.
Nach der OP können Schwellungen und Einblutungen die Wundheilung stören. Dann sollten Sie den Hund dem Haustierarzt vorstellen. Bei Junghunden heilen solche Probleme meist schnell ab.
Eine Unsicherheit bleibt die Blutversorgung des operierten Hodens. Es ist möglich, dass nach 3 – 4 Wochen normaler Heilung der Hoden nicht wächst, sondern kleiner wird. Das ist mit ziemlicher Sicherheit auf eine sich verschlechternde Blutversorgung zurückzuführen (Druck der Bauchmuskulatur auf den Samenstrang) und kann kaum beeinflusst werden. Der Hoden wird kleiner, kann evtl. sogar hart und Kirschkern groß werden. Diese Hoden können belassen und müssen nicht entfernt werden. Wir hatten noch keinen Fall eines entarteten Hodens, wenn er kleiner oder abgestorben war.
Muss mein Rüde sterilisiert werden?
Wir bieten die Sterilisation bei der Orchidopexie (Hodenverlagerung in den Hodensack) an. Mit der Entfernung von ca 2 cm Samenleiter auf jeder Seite ist die Zucht mit dem Hund nicht mehr möglich, seine Hormonproduktion ist aber unverändert positiv. Sie informieren uns über Ihre Entscheidung dazu am OP-Tag.
Darf ich den Rüden ausstellen und zur Zucht verwenden?
Zur Zucht sollten Sie einen kryptorchiden Rüden nicht verwenden, da die Anlage vererbt werden kann. Auch ein operierter Rüde ist ein kryptorchider Rüde!
Über die Ausstellungbedingungen informieren Sie sich bitte bei Ihrer Rasse-Organisation. Die Bedingungen sind von Rasse zu Rasse und von Verein zu Verein unterschiedlich.
Bitte lesen Sie diese Informationen sorgfältig, unterschreiben diese mit Ihrem Namen und bringen das Blatt zur OP mit!
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Ort Datum Vor- und Zuname
Dr. Jähnig hält Vortrag zu modernen Methoden der Therapie von Kryptorchismus und Pyometra beim Hund auf XXI. Züchtertag in Leipzig
Auf dem am 28.09.2013 im Penta-Hotel Leipzig – Wachau veranstalteten XXI. Züchtertag hielt Dr. Jähnig vor ca. 70 Züchtern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen einen Vortrag zum Thema: „Kryptorchismus – und was nun? Neue Antworten auf die Kastrationsfragen von Rüde und Hündin“. Der Vortrag beschäftigte sich im 1. Teil mit den Ursachen und der Behandlung des Kryptorchismus unter besonderer Berücksichtigung der in unserer Praxis durchgeführten Methode der Orchidopexie (Hodenverlagerung). Dazu gab es eine angeregte Diskussion und viele Nachfragen der Züchter. Im 2. Teil diskutierte Dr. Jähnig kritisch die Indikationen für die Kastration von Rüden und stellte die „chemische“ Kastration mittels implantierbaren Hormonchipps dem Auditorium vor. Der folgende Teil befasste sich mit Indikation und Methodik der Kastration bei der weiblichen Hündin, wobei Dr. Jähnig eine chirurgische Methode zur Verhinderung der Harninkontinenz vorstellte. Im abschließenden Teil beschäftigte sich der Vortrag mit neuen medikamentellen und chirurgischen Methoden der Behandlung von Ovarialzysten bei der Hündin.
Hodenverlagerung (Orchidopexie) zur Behebung von Kryptorchismus beim Junghund – häufig gestellte Fragen (FAQ)
Frage: Warum wird der Hoden bei unvollständigem Hodenabstieg (= Kryptorchismus) nicht generell entfernt (= kastriert), sondern in den Hodensack verlegt?
Dr. Jähnig: Die Kastration ist das gängige Verfahren bei Kryptorchismus, um eine tumoröse Entartung des Hodens zu verhindern. Damit ist gleichzeitig gesichert, dass ein Rüde diese Erbkrankheit nicht an seine Nachkommen weiter geben kann.
Medizinisch dient die chirurgische Verlagerung des unvollständig abgestiegenen Hodens vom Abdomen (= Bauchraum) oder der Leiste in den Hodensack zur Wiederherstellung der gesunden, anatomisch-physiologischen Verhältnisse. Der Rüde erhält seine vollständige hormonelle Gesundheit zurück, eine tumoröse Entartung wird verhindert. Natürlich sollte ein operierter Rüde nicht zur Zucht verwendet werden.
Frage: Welcher Zeitpunkt für die Operation ist der Beste?
Hodenverlagerung (Kryptorchismus)
Hodenverlagerung in den Hodensack (Orchidopexie) bei kryptorchiden Hoden – eine Spezialisierung unserer Praxis
Der unvollständige Hodenabstieg (Kryptochismus) kommt als Folge eines rezessiven Erbganges bei Rüdenwelpen immer wieder vor. Beim gesunden Rüden steigt der Hoden in der Embryonalentwicklung beidseitig von seiner Ausgangslage, hinter der jeweiligen Niere, über den Leistenkanal und Leistenspalt bis in den Hodensack, den er rassespezifisch zwischen der sechsten und achten Lebenswoche erreicht haben wird. Dieser Vorgang ist abhängig von der Ernährung und steht unter hormonellen und genetischen Einflüssen.